Pressemitteilung vom 18.03.2021
In einem Artikel der Online-Ausgabe der Westdeutschen Zeitung vom 18.03.2021 wird Oberstaatsanwalt Baumert mit fragwürdigen Äußerungen zu Schwarzmarkt-Cannabis zitiert. Der Deutsche Hanfverband Bergisches Land weist diese zurück und mahnt zur Faktentreue beim Thema Cannabis.
Bereits am 09.03.2021 ging die Polizei mit einem Einsatz gegen mutmaßliche Drogenhändler vor. Bei dem spektakulären Einsatz auf dem mehrspurigen, viel befahrenen Steinweg verhafteten Kriminalbeamte mehrere Männer in Wuppertal. Laut Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert handele es sich bei dem beschlagnahmten Cannabis um die Sorte “California Haze”, welche “genmanipuliert” sei und für “100 € pro Gramm” gehandelt werde.
Hier ist der Link zum besagten Artikel:
18.03.2021, Westdeutsche Zeitung, Mutmaßliche Drogendealer mit sieben Kilogramm Marihuana festgenommen
Der Deutsche Hanfverband Bergisches Land ist über diese grob falsche Darstellung durch den Oberstaatsanwalt überrascht. Bei der Sorte “California Haze” handelt es sich um eine von zahllosen Hanf-Sorten aus den USA. Die “Genmanipulation”, ein in Deutschland sehr negativ konnotierter Begriff, entsteht dabei jedoch gar nicht durch Gentechnik. Es handelt sich schlicht um eine Züchtung durch natürliche Kreuzung und Selektion verschiedener Sorten. Obendrein ist generell fraglich, wie belastbar die Bestimmung der Sorte auf dem vollkommen unregulierten Schwarzmarkt sein kann.
Noch kritischer sieht der Hanfverband Bergisches Land jedoch die Aussage Baumerts zum angeblichen Straßenverkaufswert von 100 € pro Gramm. Weder auf dem deutschen Schwarzmarkt noch auf den legalen Märkten, wie z.B. in den USA, sind dem Hanfverband in seiner 20-Jährigen Geschichte Grammpreise jenseits von 25 € für Cannabis-Blüten bekannt geworden. “Nach allem, was uns zugetragen wird, zahlt niemand solche Fantasiepreise. Die Gewinnmargen auf dem Schwarzmarkt sind ohnehin schon extrem hoch.”, sagt Frank vom Scheidt, Sprecher des Hanfverbandes Bergisches Land. Das Saatgut der benannten Züchtung ist nicht nur in den USA, sondern auch bei europäischen Saatgut-Banken erhältlich. Ein Import aus den USA ist daher nicht nötig und kann aufgrund des Risikos beim Import nicht als realistische Grundlage für den horrenden Preis dienen.
Der Deutsche Hanfverband setzt sich für eine Regulierung des Cannabis-Geschäftes von der Produktion bis zum Verkauf im Fachgeschäft ein. Nur einer legaler Markt ermöglicht Jugendschutz, Verbraucherschutz und stellt sicher, dass der Drogenhandel nicht zur Finanzierung krimineller Strukturen genutzt wird. Stattdessen kriminalisiert aber das Verbot in Deutschland die Konsumenten, die höchstens ihrer eigenen Gesundheit schaden. Deshalb stellt DHV-Sprecher Frank vom Scheidt fest: “In der Cannabis-Politik ist das Vertrauen von Millionen Deutschen in den Rechtsstaat bereits arg beschädigt. Derartige Behauptungen nähren das Misstrauen in Politik, Polizei und Justiz weiter.” Statt die Arbeit von Polizei und Justiz durch Übertreibungen und spektakuläre Einsätze positiv in Szene zu setzen, sollten sich auch die Beamtinnen und Beamten fragen, ob personelle und finanzielle Ressourcen nicht besser in anderen Kriminalitätsfeldern aufgehoben wären.